Erwachen ins Bewusst-sein. Aufmerksamkeit ist eine Gewohnheit. Wo ist gerade ihre Aufmerksamkeit? Vermutlich ist ihre Aufmerksamkeit bei diesem Text hier. Vielleicht ist ihre Aufmerksamkeit aber auch noch bei einem vergangenen Ereignis, oder in der Zukunft gerichtet, was sie heute noch zu erledigen haben. Meist ist es uns nicht bewußt, wo sich unsere Aufmerksamkeit gerade befindet. Sie richtet sich aus, nach den Anforderungen, oder den aktuellen Reizen. Wenn sie sich die Frage stellen: "wo ist meine Aufmerksamkeit", werden sie wach für ihre Aufmerksamkeit. Aufmerksamkeit für unsere Aufmerksamkeit entwickeln bedeutet, eine Art „zweiter Aufmerksamkeit“ zu entwickeln. Dies bezeichnet man in verschiedenen Traditionen auch als "Achtsamkeit", oder "Gewahrsein". |  | - Die Aufmerksamkeit für Körper und Atmung entwickeln
Rückenschmerzen entwickeln sich nicht „irgendwie“, sondern sind das Ergebnis von angelernten sich Fehlhaltungen. Viele Bewegungslehrer sind der Ansicht, daß wir irgendwann aufgehört haben, „mit“ unserem Körper und unserer Bewegung und Haltung „zu sein“, wir haben verlernt, aufmerksam für unseren Körper zu sein, der eine natürliche Intelligenz besitzt. Hier kann es darum gehen, Aufmerksamkeit für natürliche Bewegung und Haltung neu zu entdecken. Menschen sind von ihren physiologischen Voraussetzungen nicht dazu gedacht, zu lange in einer Position zu verharren. Bei vielen Tätigkeiten, wie z.B. beim Sitzen am Computer, wäre es angebracht, mindestens jede Stunde fünf Minuten der Entspannung zu widmen. Studien haben ergeben, daß nach drei Stunden intensiver Konzentration eine längere Pause erforderlich ist. - Die Aufmerksamkeit für Gedanken entwickeln.
Gedanken bestimmen unser Leben viel mehr, als wir glauben: "ich muß", ich brauche, „ich will“, und „was denken andere von mir“ sind z.B. „vier mentale Obsessionen“, die immer wieder von uns Besitz ergreifen können. Dabei ist es uns oft nicht bewußt, daß wir diesen Gedanken so uneingeschränkte Aufmerksamkeit widmen. Wenn wir Aufmerksamkeit für unser Denken entwickeln wollen, müssen wir lernen, wahrzunehmen, wie wir wahrnehmen: Wir wachsen mit der Überzeugung auf, daß wir die Welt wie eine Videokamera sehen . Wir sehen die Welt jedoch nicht "objektiv". Wenn zehn Menschen auf der Straße einen Hund sehen, sieht jeder einen anderen Hund, entsprechend seiner individuellen Vergangenheit. Der eine sieht einen "gefährlichen Hund", ein anderer einen "lieben Hund", wieder ein anderer einen "schönen Hund". Zu lernen wahrzunehmen, wie wir wahrnehmen, ist die hohe Kunst der Meditation. Ebenso: Jede Kultur produziert bestimmte Formen der Wahrnehmung. Jede Form grenzt ein. Das Ausprobieren anderer Formen erweitert. Wo wird solches „Denken“ gelehrt? Nicht das Denken, das sich auf "Außen" bezieht, sondern das Denken, das sich auf „Innen“ bezieht, und nicht weniger wissenschaftlich sein muß. - Die Aufmerksamkeit für das Herz entwickeln
Hier ist zunächst nicht das physische Herz gemeint, sondern das „fühlende Herz“, das Herz, das sich „verschließt“ und „öffnet“, schlichtweg unsere lebendige Anteilnahme an der Umwelt, am Leben, und wie wir uns in unseren Beziehungen zu dieser „Umwelt“ diesem lebendigen Sein, und unseren Gefühlen öffnen können. Auch das physische Herz ist von emotionalen Haltungen und Einstellungen betroffen, deshalb ist es ja möglich, daß Meditation das Risiko von Herzerkrankungen senken kann. Die Stärke des Herzens symbolisiert, wie wir uns dem Leben öffnen können. Unsere Beziehungen zur Umwelt, und auch Probleme mit der Umwelt entwickeln sich nicht „irgendwie“. Haben wir gelernt, unsere „emotionale Intelligenz“ zu entwickeln? Können sie spüren, wann sich ihr Herz öffnet und verschließt? Wenn wir lernen, mit unserem Atem zu sein, können wir mehr Aufmerksamkeit für unser Herz entwickeln. Das Hara, oder das "Bauchgehirn": siehe auch GEO, Nr.11/2000, "das zweite Gehirn". Hayward, Briefe an Vanessa, S. 139 - 143 Golemann, Emotionale Intelligenz. |
|
|